Loue 2008

 

Die Überraschungstour

2008 war ein besonderes Jahr. Erstens war „Der König“ mitten in seinem praktischen Jahr und bekam in diesem keinen Urlaub weswegen wir nur ein verlängertes Wochenende paddeln gehen konnten. Zweitens wollten „Der König“ und „Der Meister“ dieses Jahr partout nicht verraten wohin es gehen sollte. Ebenso besonders war auch die Teilnehmerzahl. War es in den letzten Jahren immer etwas schwierig Mitfahrer zu motivieren, so gab es  dieses Mal Sage und Schreibe 16 Teilnehmer. Zumindest sah es lange Zeit so aus. Wenige Tage vor der Tour meldete sich dann natürlich doch noch einer ab.

Um möglichst viel der knapp bemessenen Zeit auf dem Fluss verbringen zu können war die Abfahrt für den frühen Freitag morgen geplant. Donnerstag Abend wurde also Bus, Benz und BMW beladen. Zudem wurden jetzt die Wegbeschreibungen an die Fahrer verteilt.

Nach nur wenigen Stunden Schlaf brach die Vorhut mit dem Bus samt Hänger und 8 Booten um 4 Uhr morgens auf. Es regnete in Strömen. Dennoch kamen „Der Meister“ und „Der König“ gut voran und erreichten mit dem wahnsinnigen Stundenmittel von 60km/h nach nur 4 Stunden Fahrzeit die Quelle der Loue. Kurz zuvor hatte es aufgehört zu Regnen und jetzt traute sich sogar der eine oder andere Sonnenstrahl hervor.

Als nächste erreichten Daniela und Kira, die aus der Schweiz angereist waren den Treffpunkt. Nun waren wir also schon zu viert, fehlten nur noch 13.

Die Anreise der „wilden 13“ verzögerte sich aufgrund von Kommunikationsproblemen, des Kaffeebedürftnisses und den logischerweise folgenden Toilettenstops erheblich. Zwei Stunden später als geplant trafen aber schließlich auch sie völlig erschöpft ob des frühen Aufstehens und der langen Anreise ein und so konnten wir ein üppiges Frühstück an der Quelle genießen.

Das Tour-Orakel brachte erschreckendes. Das Überraschungsei enthielt einen Eishockeyspieler. Die freie Interpretation reichte von „Es wird schnell“ bis „Es wird kalt“.

Die ersten Kilometer fließt die Loue durch ein tief eingeschnittenes, für Kanadier gänzlich ungeeignetes Tal. Dieses verbreitert sich nach einigen Kilometern etwas und die Strömung verlangsamt sich ein wenig. Rechts und links entlang des Ufers finden sich dann zunehmend breiter werdende Wiesen die dann in eine sehr steile , schließlich senkrechte Wand übergehen.

Ursprünglich war geplant von der Quelle aus im Konvoi zum Kanu-Cafe nach Ornans zu fahren und hier die Boote zu Wasser zu lassen. Aufgrund der starken Regenfälle der letzten Wochen und nach Rücksprache  mit den Mitarbeitern an der Information entschieden wir uns jedoch die ersten, schwierigen Wehre zu meiden und erst weiter unten einzusteigen. Wo wusste zu diesem Zeitpunkt noch niemand. Also wieder alle Mann zurück in die Autos und weiter ging’s am Fluss entlang.

Kurz hinter Cléron und dem dortigen Schrägwehr fanden wir schließlich eine kleine Straße die direkt am Fluss endete. Nach kurzem hin und her und der wenig erfolgreichen Suche nach einem anderen Einstiegesort beschlossen wir die Autos zu entladen. Da es sich bei der „Straße“ mehr um ein Wegchen voller Schlaglöcher und Rinnen handelte luden wir das gesamte Gepäck aus und in den Bus um. Neben all den Zelten, Isomatten, Schlafsäcken, Rettungswesten, Lebensmitteln, Tarps….. war für Menschen natürlich kein Platz mehr und um die anderen Autos nicht auch über die Schlaglochpiste zu quälen durften außer dem König alle anderen laufen.

Wie gewohnt bestand der nächste Schritt darin mit allen fünf Autos zum geplanten Ausstiegspunkt nach Port-Lesney zu fahren. Da der dortige Campingplatz über Mittag nicht besetzt war konnten wir niemanden fragen ob wir die Autos dort parken könnten. Ein freundlicher Landsmann erklärte sich bereit später beim Personal bescheid zu sagen und so ummauerten wir den Hänger mit 2 BMWs, einem Ford und dem Bus und fuhren mit dem Benz zurück zum Einstiegspunkt.

Zurück am Einstiegspunkt erwartete die fünf Fahrer eine Überraschung. Zum ersten Mal in der langen Tradition an Kanutouren waren die Boote fertig beladen und „Der Meister“ hatte zudem noch einen kleinen Einführungskurs „Grundzüge des Paddelns für Anfänger und Nichtfortgeschrittene“ gegeben.

Mittlerweile war es schon weit nach Mittag und so verloren wir keine Zeit mehr und paddelten los.

Das Wetter war uns recht freundlich gesinnt. Es war zwar immer noch kühl, aber außer einem kurzen Schauer kurz vor dem Ablegen blieben wir alles in allem ziemlich trocken.

Obwohl wir mit dem Suchen der neuen Einstiegsstelle relativ viel Zeit verloren hatten erreichten wir doch noch die mittels Google Earth und Besichtigungstag im Juni zum Zeltplatz auserwählte Wiese. Just im Moment des Erreichens begann es zu regnen. Das Entladen der Boote gestaltete sich aufgrund der steilen Uferböschung als etwas schwierig wurde aber letztlich gut gemeistert. Innerhalb kürzester Zeit wurde das Tarp sowie diverse Zelte aufgestellt und ein Feuer entfacht. Hier zahlte es sich aus das wir zum ersten Mal einen Sack Holzkohle dabei hatte da das Holz an den Uferhängen vom Regen der letzten Wochen doch sehr nass war.

Wie immer hatten die verantwortlichen für den Einkauf sich in den Mengen gewaltig vertan. Wie immer gab es alles und davon viel zu viel. Für diesen ersten Abend standen ein gemischter grüner Salat, ein Nudelsalat und jede Menge Fleisch und Würstchen auf dem Speiseplan. In der Hoffnung auf deutlich besseres Wetter und aus Angst das Fleisch könne verderben hatten wir es tiefgefroren. Und das war es auch noch am Abend. Jörg zeichnete sich hier als hervorragender Grillmeister aus der auf dem neuen 60x40cm Grillrost wahrlich einen großen Gaumenschmaus bereitete.

Nach der, besonders für die Kanutourfrischlinge, anstrengenden Anreise und den kräftezehrenden ersten Paddelstunden gingen alle früh zu Bett.

Der Samstag brachte etwas womit keiner mehr gerechnet hatte: Sonne. Nicht im Überfluss, aber doch immerhin soviel das es nicht mehr so kalt wie noch am Vortag war und man guten Gewissens den Pullover weglassen konnte.

Für das Frühstück wurden auf einem umgedrehten Kanu Strandmatten ausgebreitet und rundherum Fässer als Sitzgelegenheiten aufgestellt. Vorbei die Zeit als die Marmelade noch voller Sand war und auf dem Boden gesessen wurde. Wir werden halt doch auch langsam alt!

Kurz vor dem Ablegen dann noch schnell das Ü-Ei-Orakel. Wieder war es eine Eishockeyfigur. Heute beschlossen wir das Orakel nicht weiter zu beachten sondern es wurde der Einkäufer ob seiner schlechten Wahl verflucht!

Nun begannen wir also wirklich mit dem Paddeln. Der Fluss hatte noch immer einen deutlich über dem Normalen liegenden Wasserstand und so konnten die häufigen Steinwurfwehre einfach locker überfahren werden. Die Strömung verleitete uns auch immer wieder dazu uns im Verbund treiben zu lassen, ein Fässchen Bier und das Riegelfass um ihren Inhalt zu erleichtern.

Neben den vielen kleinen Steinwurfwehren standen auch noch einige etwas größere auf dem Programm.

Zuerst kam eine größeres Wehr bei Châtillon-sur-Lison. Hier links ein Tosbecken. Ganz rechts führte eine Fischtreppe um das Wehr herum. Leider waren  die Abstände zwischen den Stufen aber zu kurz um mit den Kanadiern hier hinunter zu fahren  und so blieb nichts anderes übrig als die Boote einzeln über die schräge Betonplatte zu treideln.

Die nächste Schwierigkeit folgte zwischen Charnay und Granges-du-Sapin. Hier wird der Fluss auf der rechten Seite in einem Kanal gefasst und dient zur Stromerzeugung. Trotz des hohen Wasserstandes konnten wir hier das Schrägwehr nicht überfahren sondern mussten die Boote im mittleren Bereich regelrecht über die Platte nach untern schieben.

Zwischen Charnay und Granges-sur-Sapin erlebten wir die nächste Überraschung. Das Wehr erschien bei der Besichtigung noch als völlig unfahrbar und wir befürchteten schon hier beschwerlich umtragen zu müssen. Auf der linken Seite entdeckten wir dann jedoch ein Bootsrutsche. Wie alle Bootsrutschen auf der Loue so endete auch diese sehr steil, aber lieber feucht im Schritt als umtragen!

Bis auf besagte Feuchtigkeit nach der Bootsrutsche war noch niemand wirklich nass geworden. Das sollte sich nun ändern.

Als es am linken Ufer an einer alten Mühle vorbei ging gerieten die sich bis hierhin tapfer schlagenden Schweden auf die knapp unter der Wasseroberfläche befindlichen Ausläufer der Mühlenkanalsmauer was unweigerlich zur Kenterung führte.

Das hierbei das obligatorische alljährliche Fass Bier verloren ging muss wohl nicht erwähnt werden.

Im Weiteren bleibt noch ein kurzer Zwischenstop in einem Namenlos gebliebenen Örtchen zu erwähnen in welchem zur Belustigung einiger Kaffeebesucher eine recht sonderbar anmutende Delegation einige Flaschen Wein käuflich erwerben konnte.

Direkt an den kurz darauf angesteuerten Lagerplatz grenzte eine Rodungsschneise und so gab es Feuerholz im Überfluss. Als hätten wir schon geübt stand in Windeseile das Tarp, es wurde ein Feuer entfacht und die Zelte aufgebaut.

Da vom Vorabend noch massig Fleisch übrig geblieben war wurde der Speiseplan kurzer Hand geändert und es gab Aufgewärmtes vom Grill mit grünem Salat, gedünsteter Zucchini und Kartoffelbrei mit Röstzwiebeln und Croutons. Was für ein Geschlemme!

Über den weiteren Verlauf des Abends wurde Stillschweigen vereinbart 😉

Der Sonntag begann wie schon die beiden Tage zuvor mit einem reichhaltigen Frühstück! Es zählte die Fässer so leicht wie nur irgend möglich zu bekommen denn es zeichnete sich ab, dass wir das geplante Ziel in Port-Lesney nicht erreichen würden.

Auch heute gab es wieder zahlreiche Steinwurfwehre die ohne Zeitverlust überfahren werden konnten.

Das Wehr hinter der Brücke in Quingey konnten wir links im zweiten Bogen durch eine Bootsrutsche durchfahren. Es zeigte sich das sie ebenso schlecht geplant war wie die anderen Bootsrutschen. Um nicht zu sagen noch schlechter. Die Bootsrutsche mündet dermaßen steil dass die Kanadier sämtlich voll Wasser liefen und manövrierunfähig in flacheren Gewässern zu liegen kamen wo wir sie dann leerschöpfen konnten. Nächstes Jahr gibt es ein Össfass! Zu erwähnen bleibt einzig dass „Der König“ dieses Hindernis meisterte ohne danach schöpfen zu müssen. Kunststück im Kajak! 😀

Hatten wir nun zwischenzeitig geglaubt vielleicht doch noch das anvisierte Ziel zu erreichen so wurde diese Hoffnung bald enttäuscht. Hinter einer starken Linkskurve nach Lavas-Quingey kam ein großes, im Kanuführer wieder einmal nicht beschriebenes Wehr. Hier war der Wasserstand nun kontraproduktiv und so blieb uns nichts anderes übrig als die voll beladenen Boote am linken Ufer aus hüfthohem Wasser mit viel Kraftaufwand ans Ufer zu heben und dort umzutragen.

Kurz vor der Brücke von Chay landeten wir schließlich auf einer Kuhweide an und beendeten unsere Tour. Das hinter der Brücke ein befestigter Ein– und Ausstiegspunkt ist sahen wir erst zu spät.

Das Herbeiholen der Autos gestaltete sich noch einmal schwierig da in dem kleinen Dorf kein Bus fuhr und es einigen guten Zuredens bedurfte bis sich ein junger Mann bereiterklärte Daniela, Simon, Karsten und den „Der König“ zu den Autos zu fahren.

Letztendlich gelang aber auch dies. Bald war auch geklärt wer mit wem, über welche Zwischenstops bis wohin auch immer fahren würde. So konnten zuletzt auch „Der König“ und „Der Meister“ nach einer erfolgreichen Kanutour 2008 die Heimreise antreten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert