Loire 2007

Die Hochwassertour 11.-19.August

Aus dem Tagebuch eines Kanuten

 

10.8.2007 – Samstag

Liebes Tagebuch! Wir hatten uns alles so schön ausgedacht. Anreise mit Bus und dem schönen Mercedes vom Opa Veith. Luxus pur 🙂 Und dann. Heute Mittag kam der Anruf von Philipp: Der Benz hat einen Motorschaden und wird auf keinen Fall bis morgen fit werden.

Also mußten wir möglichst schnell ein Ersatzfahrzeug finden. Gar nicht so einfach. Immerhin sollen 4-5 Personen rein, 2 Kanadier aufs Dach und Gepäck haben wir ja auch noch. Sieht fast so aus als könnten wir morgen nicht losfahren 🙁 Wer hat schon mal eben ein Auto mit Dachträger zur Hand?

Gerade kommt der Anruf unseres Retters! Torsten‘s Eltern überlassen uns den Peugot. Super! Der hat richtig Platz und nen Dachträger!  Alles wird gut!

Gute Nacht!

 

11.8.2008 – Sonntag

Jetzt geht‘s los! Eigentlich wollte ich gestern einen entspannten Tag machen, heute ruft viel Arbeit. Nach dem Streß gestern bin ich aber jetzt schon völlig ko. Dabei müssen doch jetzt noch die Boote geholt und die Autos beladen werden. Und die Fahrt steht auch noch an. Na ja, da kann ich ja schlafen. 🙂

War das anstrengend! Aber letzendlich sitzen wir jetzt doch alle in den Autos. Torsten, Gregor, Christian, Johanna und Katrin im Peugot vorneweg. Philipp, Birgit, Bertram und Christoph im Bus im Windschatten hinterher. Ja ja, der Bus. Auf dem Dach liegen drei Kajaks und ein Kanadier. Der Peugot sieht auch wild aus. Zwei Kanadier übereinander. Ob das alles gut geht!

Erstmal bisschen schlafen!

 

12.8.2007 – Montag

Es ist gut geganngen! 😀 Die Boote sind noch da! Frühstück auf dem Autobahnrasthof. Anschließend gings weiter Richtung Sonne!

Mache mir so langsam doch wieder Gedanken wie das alles wird auf dem Fluß! Und das Schaali und Schirmchen wirklich nicht auf Campingplätze wollen… mit dem Spaten in die Botanik uihuihuih.

Nach der Ankuft an der Sornin in Pouilly-sous-Charlieu wurden sofort die Autos entladen und die beiden Fahrer sind runter nach Desice um da den Bus abzustellen. Wir liegen jetzt erstmal hier in der Sonne und lassen es uns gut gehen! Ganz schön schmal der Fluß hier vor uns! Und dazu noch Hochwasser! Werde richtig nervös!

Am Abend: Bin völlig ko. Nachdem Philipp und Torsten die Autos auf verschiedenen Campingplätzen unterstellen konnten wurden die Boote beladen und dann gings los. Nach ein paar Metern hinter der Brücke gleich der erste Wehr. Alle sind gut durchgekommen, außer Philipp, der wollte treideln und musste mit einem Sprung das Boot aus der Walze schieben 🙂

Die nächsten Meter waren richtig schön. Hat gut geströmt und trotzdem kamen wir Anfänger gut runter. Hinter einer Linkskurve ruft plötzlich Schaali! „Anhalten“ – „Anlanden!“ – Was ist denn da los? Ah, Betonklötze versperren die Durchfahrt. Und jetzt? Letztendlich mussten wir fast 500m weit das ganze Gepäck und die Boote über eine Kuhweide tragen. Da stand dann auch noch so ein Kuh und hat uns beobachtet — beließ es aber dabei! Haben die Zelte jetzt direkt an der Mündung der Sornin in die Loire aufgebaut. Ganz nettes Eckchen hier. Zum Kochen waren wir alle zu müde und ko, drum gab es nur Brote. Jetzt schnell Schlafen. Wenn das so anstrengend weitergeht fahr ich nach Hause!

 

13.8.2008 – Dienstag

Heute Nacht hat doch tatsächlich eine Ratte den Sack mit den Schokoriegeln durchgenagt und ein Twix geklaut.

Zum Frühstück gab es das Putenfleisch das für gestern Abend geplant war. Verpflegungstechnisch haben die Beiden zumindest an alles gedacht. Vielleicht wird’s ja doch noch gut. Vor uns liegt die Loire. Das ist mal ein richtiger Fluß im Gegensatz zur Sornin gestern. Die anderen rufen schon – Abfahrt!

Paddeln ging richtig gut. Bisher ist noch niemand gekentert. Haben uns viel von der Strömung treiben lassen. So ist Urlaub! Zu Mittag gab es Kartoffelbrei mit Croutons. Sehr lecker! Beim Weiterpaddeln hat Christian das erste Fass angezapft. Haben unser Lager heute am linken Ufer aufgeschlagen. Vorhin hat es angefangen zu regnen. Aber zum Glück nur kurz. Abendessen: Schinken-Käse-Nudeln. Gegessen wurde unter dem Tarp. Mittlerweile ist das alles sehr entspannt. Richtig Urlaub! Am Himmel sieht man ständig Sternschnuppen! Außer Gregor: „Sternschnuppe? Wo?“

 

14.8.2008 – Mittwoch

Traumhafter Sonnenaufgang heute. Torsten und Schaali haben am Feuer geschlafen und Torsten hat sich bis zum Bepacken der Boote nicht bewegt. Frühstück am Bett!

Ansonsten sind wir wieder gut voran gekommen. Die Sonne brannte. Bertrams T-Shirt ist schon völlig zerschlissen. Armer Student! Haben uns viel im Verbund treiben lassen, Schokoriegel gegessen und Bier und Wein getrunken. Bei Digoin hat Bertram dann noch eines der Tourenkajaks im Wehr versenkt. Philipp ist, als er das Boot freigemacht hat, durch das Wehr gespült worden. Außer ein paar Schürfungen und Prellungen ist aber zum Glück nix passiert. Später ist noch Torsten gekentert. Jetzt fehlt am kleinen Kajak die Spritzschutzdecke. Das Lager ist heute kurz hinter Digoin am rechten Ufer. Vorhin gab es Gnocci mit Käsesoße und Zucchini. Jetzt stürmt es wie verrückt. Bei Gregor, Katrin und Johann regnet es durchs Zelt. Torsten hat seines tief im Sand eingegraben und Bertram futtert tonnenweise Haribo. Nervennahrung!

 

15.8.2008 – Donnerstag

Die ganze Nacht hindurch zog ein Gewitter nach dem anderen über uns hinweg. Irgendwann konnte ich aber trotzdem schlafen und oh Wunder—ich bin sogar wieder aufgewacht und nicht vom Blitz erschlagen worden. Wäre auch Schade um den schönen Urlaub!

Beim Frühstück wehte immer noch ein kühler Wind, aber die Sonne zeigte sich schon wieder. Die Lätta mit Joghurt taugt nix für Kanutouren—ist ein einziger Brei.

Wieder auf dem Fluss haben drei von uns einfach bei einem Haus direkt am Ufer nach Wasser gefragt. Waren sehr nette Menschen und so müssen wir nicht fürchten zu verdursten. An was man so alles denken muss beim Kanufahren. Da fällt mir ein: Das mit dem Spaten ist gar nicht so schlimm. Verfeinere meine Technik zunehmend. Demnächst bin ich vollprofessioneller Outdoor-Stuhlgangsverrichter 🙂

Zu Mittag gab es Doseneintopf mit Würstchen und dazu noch Maiskolben. Erstklassige Verpflegung hier! Kurz darauf sind Bertram, Gregor und Christian gekentert. Christian hat in letzter Sekunde noch das Bierfass gerettet! Unser Held! Dafür hat Bertram seine Brille verloren und ist jetzt blind wie ein Maulwurf. Überraschender Weise haben wir es noch bis Diou geschafft und konnten dort Hackfleisch für das Schaalsche Chilli einkaufen. Außerdem Baguette und 2 Kanister Wein. Haben gefühlte 1000 Bilder vom Regenbogen gemacht. Torsten und Philipp haben ein wenig Feuerholz gesammelt und so wurde es der bisher längste Abend am Feuer. Lagerfeuerromantik 😀

 

16.8.2008 – Freitag

Johanna, Christoph und Torsten haben die Nacht am Feuer verbracht. Trotzdem war noch ausreichend Holz fürs Kaffeewasser da.

Die Strecke heute war die kürzeste der ganzen Tour. Es ging entlang an sicherlich 8m hohen Steilufern voller Schwalbennestern. Gab auch eine ganze Reihe Eisvögel!

Der Duracell-Hase ist wieder fleißig voraus gepaddelt. Bertram hatte mit Katrin getauscht und so durfte sie sich mal erfolgreich mit dem Kajak versuchen. Gregor und Christian mit ihrem Robson-Hopi-Panzer-Party-Müllboot haben sich gemeinsam mit Torsten am Wein schadlos gehalten! 🙂

Gegen Mittag haben wir dann schon einen Lagerplatz gesucht und den Rest des Tages mit Volleyballspielen, lesen und faulenzen verbracht.

Abendessen: Spaghetti-Variationen

Abends dann das wohl obligatorische Riesen-Tour-Abschluss-Lagerfeuer! Hat man bestimmt vom Mond aus gesehen 😀

Morgen also nur noch das kurze Stück nach Desice und das war’s dann schon. Schade!

 

17.8.2008 – Samstag

Das Frühstück wurde noch mal sehr ausgedehnt. Haben heute ja Zeit. Die Lätta ist mittlerweile völlig am Ende! Heute saß Birgit im Kajak und Katrin bei Philipp im Kanadier. Wer will noch mal wer hat noch nicht!

Paddeln war sehr sehr gemütlich. Wie jeden Tag wieder weite Strecken im Verbund zurückgelegt und das Riegelfass weiter geleert.

Die letzten Meter hatten es noch mal in sich. Um zum Campingplatz zu kommen mussten wir vor dem Wehr von Decise rechts gegen die Strömung einen Seitenfluss hinaufpaddeln. Torsten und Philipp sind dann gleich aufgebrochen um den Peugot vom Campingplatz in Pouilly-sous-Charlieu abzuholen.

Wir haben indes die Nudelreste von gestern verputzt, gelesen, gefaulenzt. Wie immer halt! Die erste Dusche nach einer Woche Flusswasser ist noch viel schöner als Schaali und Schirmchen das immer beschrieben haben. Muss man selbst erleben!

Vom Campingplatzbetreiber konnten wir einen Grill samt Holzkohle für umme bekommen und so gab es zum Abschluss Gegrilltes und verschiedene Salate.

 

18.08.2008—Sonntag

Jetzt ist es also soweit. In aller Herrgottsfrüh verabschiedeten wir uns von der Loire und traten die Heimreise an. Frühstück gab es ein paar Orte weiter. Der Bäcker hat vermutlich das Geschäft seines Lebens gemacht, so oft wie wir da wieder rein sind um Nachschub zu holen.

Jetzt sind wir kurz vor Freiburg und damit gleich wieder zuhause.

Nach dem schlechten Start vor einer Woche hätte ich nie gedacht dass es so schön wird! War echt toll! Nächstes Jahr fahr ich wieder mit!

 

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