Jetzt wird es aber mal Zeit für einen Bericht… darf gerne ergänzt/korrigiert werden.
Ein weiterer Radmarathon für Loire-Gloire. Unglaublich.
Der „Schuldige“ ist schnell gefunden, Frank, der dem Ruf seiner ehemaligen Studienkollegen gefolgt ist und sich für den Spreewald-Radmarathon am 25. April angemeldet hatte.
Ein Sportwochenende mit verschiedensten Sportaktivitäten rund um die Orte Lübbenau und Burg im schönen aber fernen Spreewald.
https://spreewaldmarathon.de/wpswm/
Und selbstverständlich der König, der heimlich meherere Plätze buchte, um Frank auf der Strecke mit weiteren Loire-Gloire Fahrern zu überraschen und moralische zu unterstützen.
Der König wollte nebst Gregor, Fred und Johannes per Camper am Vortag anreisen, möglichst unentdeckt bleiben und am Startsamstag ein oder zwei Startblöcke später als Frank starten und ihn auf der Strecke überrollen. Was für ein ausgefuchster Plan.
Gregor nach souveränen 220 km Bodenseemarathon, natürlich wieder dabei. Johannes, neuer Asponat in der Runde, 200 km für seine gestählten Waden und Beinmuskeln- kein Problem.
Termintechnisch musste Fred absagen, so konnte der Captain, auch ohne falschen Bart, als Ersatzmann einspringen.
Reiseerfahren wie der König ist, wurde schnell der Camper reisefertig gemacht und beladen und zu viert ging es auf nach Lübbenau, dem Startort der größten Radmarathonrunde.
Und wenn man schon mal ~700 km fährt, kann man den Nacht- bzw. Abendlauf natürlich auch noch mitnehmen, dachten sich König & Captain- quasi als Aufwärmübung. Vom Kirchplatz in Lübbenau 5 km durch den angrenzenden Spreewald, entlang und mehrmals über die Spree und weitere Kanäle. Der Lohn: Eine blaue Spreewaldgurke am Bande.

Samstag 25.4.
Bei recht frischen nächtlichen Temperaturen, Raureif auf Zelt und Gras, kamen ein paar berechtigte Zweifel ob der mitgebrachten Radbekleidung auf. Kurz-kurz. Windjacke, Beinlinge. Hat jemand Handschuhe, Überschuhe und Mütze eingepackt?
Heißer Kaffee musste zum aufwärmen reichen. Schnell pedalieren soll ebenfalls warm machen. Maulende Kinder werden ja bekanntlich auf dem Campingplatz zurück gelassen, also half alles nichts, wir mussten los.


Zu Motivation aller wird schnell noch Jürgen Carmesins Hit „Spreewaldmarathon“ abgespielt. Ein bis dahin im Süden der Republik, zu Recht, unbekannter Künstler. Nicht zum letzten Mal wird dieser Ohrwurm ertönen.
https://www.youtube.com/watch?v=IoCY0G9JWD4
„Wir laufen, dass ist gut,
und jeder Schritt der macht uns neuen Mut,
bis wir das Ziel dann auch erreichen,
die Siegergurke warten schon,
….“





Der Radmarathon. Auch bei dieser Veranstaltung nehmen Pedaleure mit unterschiedlichen Ambitionen teil und schnell ist eine Gruppe gefunden, die dem eigenen Tempo entspricht. Im Windschatten können Kräfte gespart werden. Selbstverständlich können auch an der Spitze der Gruppe Watt und Puls gesteigert werden. Das Tagessoll: 200 km, 6 Verpflegungsstationen.
So früh will man sich jedoch noch nicht zu sehr verausgaben, die Qualität der Verpflegungsstationen muss im Laufe des Tages erst noch überprüft werden. Brechen hier verdrängte Erinnerungen an das Bärlibibertrauma oder das Iso-trauma vom Bodenseemarathon durch? Mit dem SchwarzwaldSuper als Referenz liegt die Messlatte zugegebenermaßen sehr hoch.
Doch schon nach der ersten Station können wir feststellen, dass kaum Wünsche bezüglich der Verpflegung offen bleiben. Zahlreiche Helfer haben hier bei der Feuerwehr in Luckau verschiedene Leckereien aufgetischt. Wir sind zufrieden.





Auf geht es in nördlicher Richtung der zweiten Station entgegen. Wir passieren zahlreiche kleine Dörfer mit wenig Verkehr- streckentechnisch ist die gewählte Runde 1 A. Die meisten Radler und Autofahrer fahren vorbildlich.
An Station 2 geht der lang-gehegte Plan auf. Frank wird in einer Schlange der Essensausgabe erspäht und wir stellen uns einfach mal dazu. Großes Hellau. „Was macht ihr hier? – Radfahren! – Aber warum hier? – Hier gibt es die goldene Spreewaldgurke am Bande!“
Die orangenen Trikots sind vereint. Fast kommt es zu Handgreiflichkeiten: Für´s Bild muss die grüne Jacke des Captains natürlich ausgezogen werden- wie sieht das denn aus. Gut das es schon merklich wärmer geworden ist.






Fettbemmen. Brot mit Griebeschmalz, Wursteblut… wir werden gleich in den ostdeutschen Sprachgebrauch was die Verpflegung angeht von Frank eingeführt. Natürlich dürfen an jeder Station die obligatorischen sauer-eingelegten Spreewaldgurken nicht fehlen. Eine willkommene Abwechslung zu den bei solchen Veranstaltungen sonst üblichen süßen Riegeln. Auch hier müssen die fleißigen Helfer*innen schon früh am Werk gewesen sein, um hunderte Pfannenkuchen zu backen, denn es gibt tatsächlich flache Pfannenkuchen mit Zimt und Zucker.
Ab hier trennen sich aber vorest die Wege. Frank mit seiner Runde will es etwas gemütlicher angehen lassen. Der Loire-Gloire-Express hat andere Pläne. Schneller fahren – mehr Zeit bei der Verpflegung!
Die dritte Station an der Schule Gröditsch.
Belegte Brote so weit das Auge reicht. Dazu Knabberzeug. UND Nachtisch in Form von Quark/Pudding mit Obstsauce, schön angerichtet im durchsichtigen Becher. Das Auge isst bekanntlich mit. So kann es weiter gehen. Auch Frank hat uns zwischenzeitlich wieder eingeholt.
Die Einheimischen scheinen etwas reserviert zu sein. Smalltalkversuche – meist bleibt es dabei. Wahrscheinlich sind die Lokals noch etwas misstrauis der badischen Herzlichkeit oder ist es der Dialekt- so häufig verirrt sich wohl kaum ein Badner zum Spreewaldmarathon.
Zwei dieser „Gespräche“ müssen hier wiedergegeben werden:
- Der Softeismann
Loire-Gloire: „Was gib es hier denn schönes?“
Softeismann: „Schoko, Vanille, Schoko-Vanille“
„Dann hätte ich gerne Schokolade-Vanille bitte“
„grmpf“ - Die Stullenfrau
Stullenfrau: „Darf ich fragen wo sie herkommen?“
Loire-Gloire: „Aus dem Schwarzwald. Wir sind extra für die tolle Verpflegung über 700km weit gefahren.“
„Schwarzwald So weit war ich noch nie. Das ist doch in Hessen!“



Und weiter geht es.
Wo ist die Gruppe für den Windschatten hin? Schon seit einigen Kilometern hat sich der Wind aus nord-westlicher Richtung bemerkbar gemacht. Ab hier wird er stärker und es wird fieser. Johannes und der Captain treiben an. Zudem wird es noch ein wenig hügelig und wir verlassen den Ruhepuls. Zum Glück ist das ein Rundkurs und bald (ab Beeskow) sollten wir den Wind auch wieder im Rücken haben. Auch geht es leicht „bergab“ und wir treffen wieder auf größere Gruppen von Mitradlern und schießen der nächsten Station entgegen. Von den Seen lassen sich leider nur ein paar wenige Ausblicke erhaschen.
4. Station
Hatten wir nicht gerade erst Pause gemacht? Hier macht sich fast ein wenig Enttäuschung breit (vielleicht ein zu starkes Wort). Die letzte Verpflegung ist noch nicht ganz verdaut. Aber viel gibt es hier nicht mehr. Aber wenn sich die Helfer die Mühe machen eine Station auf zu bauen, dann müssen wir natürlich anhalten, alles andere wäre sehr unhöflich. Und wir sind ja gut erzogen worden. Wahrscheinlich haben einige die letzte Station ausgelassen und hier zugeschlagen. Ein Alleinunterhalter gibt sein Bestes- ist es Jürgen Carmesin?? Nein, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch und der König läd zur Schunkel- und Gesangseinlage zu Max Raabes „Fahrrad fahr´n“ein.
Aber plötzlich erhält der Wurstwagen Nachschub und es gibt doch wieder Wurst mit Brötchen. Die Stimmung ist famos.
Die anschließende Strecke führt durch einsame Wäldchen, abseits von jeglichen Autostraßen. So macht das Spass.




Bis zur Station Nummer 5 fliegen die Kilometer nur so vorbei.
Und spätestens hier fallen in der Nachmittagssonne die letzten Hemmungen und langen Trikots.
Idyllisch am See gelegen herrscht hier Jahrmarktstimmung: Verschiedene Buden, Bierbänke, Wiese. Hier werden tatsächlich alle Register gezogen, um die Pedaleure in Ekstase zu versetzten. Ja sind wir hier beim SchwarzwaldSuper?






Der König entdeckt einen Softeiswagen und kann sein Glück kaum fassen. Eis Nr. 1 wird sofort verspeist. Erbeseneitopf aus der Feldküche, Kuchen, Obst… hier lassen wir es uns eigentlich viel zu lange gutgehen. Aber dank rasantem Tempo zuvor herrscht keine Eile. Und so trifft auch Frank kurz vor der Weiterfahrt wieder ein.
6. Station
Der Weg zur 6. Station? Glückselig müssen wir die Strecke geflogen sein.
Tatsächlich gibt es noch eine Station in Burg, dem Start-/Zielort des Laufmarathons.
Hunger nein, aber wir halten aus Prinzip.
Unklarheiten bei der Navigation. Wir verpassen eine Abzweigung in der Garminroute (war da nicht ein Schild geradeaus) und verpassen die geänderte nächste Abwzeigung? Digital ausgerüstet sehen wir im Edge, wir machen einen kleinen Extrabogen, fahren parallel und treffen kurz danach wieder auf die Strecke. Die Mitfahrer rund um den Schleswig-Holsteiner Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus zögern, wir treten mutig in die Pedale.
Die Letzten Kilometer sind noch einmal hart. Der Gegenwind schlägt wieder zu. Der Captain lässt sich nicht zweimal bitten. Jetzt heißt es durchhalten bis zum Schluss.
Kurz bevor es wieder auf den Start-/Zielparkplatz in Lübbenau geht, stehen auf dem Garmin keine 200 km? Trotz Umweg? Wie sieht das denn bitte bei Garmin aus?? So geht das nicht. Wir fahren am Ziel vorbei und machen eine 1-km Ehrenrunde. Erst dann geht es durchs Ziel. Für die vollbrachte Leistung bekommen wir eine Goldene Gurke am Band umgehängt. Sowas hat nicht jede(r). Ettliche Fahrer sind schon hier. Aber unsere Motto lautet Sport und genießen.






Während wir die Regeneration mit einem Radler einläuten trifft auch Frank ein und nach und nach seine ganze Gruppe. Unser sportlicher Ehrgeiz muss wohl ansteckend gewesen sein. Kurzes Beisammensitzen, bevor es zurück zum Campingplatz geht. Wir verabschieden uns von Franks Truppe und danken, dass sie Frank, und somit indirekt auch uns, zum Marathon überredet haben.
Duschen, kochen, Beine hochlegen und die Strecke Revue passieren lassen. Alles etwas langsamer.
Fazit.
Eine uneingeschränkte Empfehlung für den Spreewaldmarathon. Strecke 1A. Verpflegung top. Freundliche Helfer. Und eine Medaille in Form einer Gurke. Wir waren gerne hier.